Waschbärenplage in Deutschland: Was tun, wenn die Räuber zum Problem werden?
Waschbären wirken auf den ersten Blick niedlich, doch ihre Ausbreitung in Deutschland hat handfeste Folgen: kaputte Dächer, geplünderte Teiche, dezimierte Amphibienbestände und Ärger in Gärten und auf Feldern. Viele Regionen, vor allem Teile Niedersachsens und Schleswig-Holsteins, kämpfen mit hohen Bestandsdichten. Dieser Beitrag fasst zusammen, warum Waschbären problematisch sind, wie mit ihnen rechtlich und praktisch umgegangen wird und was Hausbesitzer tun können, um sich zu schützen.
Warum Waschbären zum Problem werden
Waschbären sind schlau, anpassungsfähig und opportunistisch. Als Allesfresser plündern sie Teiche, fressen Amphibien, Reptilien und Vogelnester, durchwühlen Mülltonnen und richten an Gebäuden sichtbare Schäden an. Beispiele aus der Praxis zeigen das Ausmaß: In einem Dorf in Niedersachsen hörte eine Bewohnerin das Knacken von Schneckenhäusern am Teichufer und stellte fest, dass Waschbären die Futterquelle geplündert hatten. In einem anderen Fall lebten mehrere Jungtiere monatelang unbemerkt im Hausdach und beschädigten Dämmung und Verkleidung.
„Wenn alles sauber ist, wird es für den Waschbären uninteressant.“
Auswirkung auf Artenvielfalt
Besonders Besorgnis erregend ist die Wirkung auf Amphibien und seltene Reptilien. In Schutzgebieten und an Gewässeruferfronten können Waschbären Bestände deutlich reduzieren, weil sie gezielt Frösche, Kaulquappen und Eier rauben.
Schäden an Gebäuden und Landwirtschaft
Die Tiere klettern an Fassaden hoch, öffnen Dachrinnen oder brechen Verkleidungen auf, um sich Zugang zu Dachböden zu verschaffen. Auf Feldern, etwa im Mais, hinterlassen sie Fraßspuren und können Ernteerträge beeinträchtigen.
Wie die Tiere nach Deutschland kamen
Die Waschbären stammen ursprünglich aus Nordamerika. Erste frei lebende Tiere in Deutschland gehen auf Aussetzungen und entlaufene Tiere aus Pelzfarmen und Zoos zurück. Seit den 1930er-Jahren hat sich der Bestand kontinuierlich vermehrt; die Population nimmt weiter zu und hat inzwischen große Teile Deutschlands erreicht.
Jagd, Fallen und rechtlicher Rahmen
Weil Waschbären ökologische Schäden verursachen, sind Jagd und gezielte Entnahme ein Instrument der Regulierung. Einige Punkte sind dabei wichtig:
- Lebendfallen werden oft eingesetzt. Moderne Fallen sind so konstruiert, dass neugierige Katzen oder Igel sie nicht auslösen.
- Fanggenehmigung ist nötig. Das Aufstellen von Fallen erfordert spezielle Genehmigungen und zusätzliche Schulungen über das Fallenhandwerk; nicht jeder Jäger darf Fallen einsetzen.
- Erlegte oder gefangene Waschbären müssen in der Regel sofort fachgerecht getötet werden. Das ist gesetzlich geregelt, um Leid zu vermeiden und die weitere Verbreitung zu kontrollieren.
Die Zahlen sprechen für sich: In Deutschland wurden zuletzt jährlich über 200.000 Waschbären getötet; in einigen Bundesländern wie Schleswig-Holstein stieg die Anzahl der erlegten Tiere deutlich an (Anstieg zuletzt um rund 52 Prozent).
Gefahren für Mensch und Haustier
Waschbären sind robust: Tiere können bis zu 9 kg wiegen und verfügen über scharfe Zähne und Krallen. Konfrontationen mit Hunden können gefährlich sein. Außerdem sind Waschbären Träger verschiedener Parasiten und Krankheiten, die auf Hunde und Menschen übertragen werden können. Deshalb sollten gefangene Tiere nur von ausgebildeten Personen ohne Risiko für Dritte behandelt werden.
Praktische Schutzmaßnahmen für Haus und Garten
Komplett ausrotten lassen sich Waschbären kaum mehr. Aber viele Konflikte entstehen erst durch Fehlverhalten von Menschen. Die wichtigsten Maßnahmen zur Abschreckung:
- Vegetation kurz halten: Überhängende Äste, Hecken und Rankpflanzen am Haus beschneiden. Waschbären nutzen Pflanzen als Kletterhilfen.
- Hindernisse an der Fassade: Eine am Hausfuß angebrachte Blech- oder glatte Metallschürze verhindert, dass die Tiere sich hinter dem Körper herumgreifen und hochklettern.
- Schornsteine und Dachöffnungen sichern: Ungenutzte Kamine und Öffnungen mit stabilem Drahtgitter verschließen.
- Mülltonnen sauber und verschlossen halten: Essensreste, Katzenstreu und süße Früchte wie fallende Äpfel ziehen Waschbären an. Abfälle in geschlossenen Behältern lagern und keine Essensreste offen liegen lassen.
- Elektrische Abschreckung kann in Einzelfällen helfen, etwa ein unauffällig angebrachter Draht mit niedrigem Impuls; das sollte aber nur nach Absprache mit Fachleuten erfolgen.
Konkrete Tipps
- Fallobst regelmäßig entfernen.
- Mülltonnen mit Verschlüssen sichern oder in abgeschlossenen Bereichen aufbewahren.
- Nahrungsquellen wie Vogelhäuschen nachts entfernen, wenn Waschbären ein Problem sind.
- Auf Hinweise von Jägerschaft oder Kommune achten und Fallen nicht eigenmächtig aufstellen.
„Nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf. Wir haben eine Lösung.“
Was Hausbesitzer beachten sollten, wenn ein Waschbär im Haus ist
Wenn sich Waschbären auf dem Dachboden oder im Garten einnisten, gilt: professionelle Hilfe hinzuziehen. Ortsansässige Jagdverbände oder Schädlingsbekämpfer mit Erfahrung im Umgang mit Wildtieren können fachgerecht einfangen, umsetzen oder die gesetzlichen Schritte einleiten. Eigenes Versuchenkönnen riskiert Verletzungen und Rechtsverstöße.
Fazit
Die Waschbärenpopulation in Teilen Deutschlands ist hoch und wird voraussichtlich bleiben. Statt auf Ausrottung zu hoffen, ist das Ziel, Konflikte zu minimieren: durch kluge Prävention, rechtlich abgesicherte Fangmaßnahmen und Sensibilisierung der Bevölkerung. Wer das eigene Grundstück weniger attraktiv macht, leistet einen großen Beitrag dazu, Probleme zu vermeiden.
Kurze Checkliste zum Mitnehmen
- Bäume und Sträucher am Haus zurückschneiden
- Müll und Fallobst sicher lagern
- Dachluken, Kamine und Öffnungen verschließen
- Bei Befall Fachleute und die lokale Jägerschaft informieren
- Keine Fallen ohne Genehmigung aufstellen
